
„Ernährung + Krebs“ „Ernährung + Chemotherapie“ Enter.
„Alexa? Was darf mit Krebs essen?“
„Google? Was ist die beste Ernährung bei Krebs“
Findet ihr hier bei mir eigentlich nicht. Ich bin keine Ernährungsexpertin – warum?
Weil ich tausend andere Profile lieber empfehlen würde.
Meine Ratschläge rund um Ernährung und meine eigene Ernährungsweise ist eine Fusion aus
„Was Oma noch wusste“ und „Können wir heute vielleicht eine Pizza bestellen“
Ich baue Gemüse im Garten an, bereite Bodenkulturen auf, esse regional, saisonal und verarbeite Lebensmittel auf viele verschiedene Arten zu, die möglicherweise aus der Mode gekommen sind und lasse mir trotzdem Toleranzen für Ausreißer, weil meine Familie Goji-Beeren und Hirseschleim furchtbar findet und mir das Brötchen sonntags eben auch ehrlicherweise besser schmecken.
Als ich an Krebs erkrankte hatte ich ein wahnsinniges Gedankenkarussel.
Was kann ich essen? Was tut mir gut?
Und je mehr ich googelte, desto verwirrter war ich.
Ich hörte mehr auf reproduzierte Informationen, die langfristig aufgestellt waren – und weniger auf meinen Bauch in dem Moment, wo er schmerzte.
Denn wir sind ja grundsätzlich alle nicht dumm:
Wir wissen natürlich, dass Grünkohl gesünder ist, als ein Cheeseburger, oder?
Aber iss mal einen Salat mit viel rohem Gemüse auf einen Chemo-Magen.
Oder mit anderen Worten:
Schonmal eine frische Orange oder Tomate gegen eine Aphte im Mund bekommen?
Schonmal Paprikaschale mit flauem Magen verdaut?
Schonmal ein Curry mit Chilli, Ingwer und antientzündlichen Zutaten gegen einen wunden Chemo-Po ausgeschieden? Eben.

Und deshalb: Nicht alles, was gesund ist, tut uns während der Chemo gut und genau dieser Ansatz fehlte mir in meiner Recherche, was man unter laufender Behandlung symptomorientiert essen kann.
Wenn ihr mich fragen würdet, was man sich Gesundes zuführen kann, dann ziehe ich an dieser Stelle die Oma-Karte.
Ein Gericht, dass genial wandelbar ist.
Leicht verdaulich, frisch gekocht, variabel und sättigend ist.
Ein Gericht, mit dem wir uns in Deutschland zwar nicht rühmen – aber glücklicherweise mit ein paar Kniffen in Soulfood verwandeln können.
Ich sag es euch: es ist der Eintopf.

Wenn du so willst, ist ein Eintopf die neue Bowl und so breche ich eine Lanze für den Eintopf, der meiner Meinung nach zurück auf die Tische dieser Republik kehren sollte.
Essen hat mit vielen Sinnen und Bedürfnissen zu tun und an Ernährungskonzepten stört mich, dass die Tipps langfristig ausgerichtet sind: Und one fits all-Lösungen anbieten.
Die kann es aber nicht geben- besonders nicht, wenn die Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten ein großes Thema unter Behandlung sind.
Deshalb kann ich euch nur motivieren, außerhalb von Rezeptbüchern – in eure Kühlschränke zu gucken.
Zurück zum Eintopf:
Ein Eintopf ist für mich ein universelles, gutes Essen.
Ich kann ihn leicht, oder deftig kochen und brauche im Prinzip dafür kein Rezept.
Ich kann durch die Zugabe nahezu aller Lebensmittel genau auf das Bedürfnis abstimmen
(mild, würzig, balaststoffreich, kalorienarm- kalorienreich, vegan, fleischhaltig, knackig oder weich).
Es lässt sich vorbereiten und aufwärmen (falls nur portionsweise gegessen werden kann).
Und: Er schmeckt immer der ganzen Familie, weil man es wirklich auch auf individuelle Geschmäcker ausrichten kann.
Und er ist gesund. Wisst ihr, Eintöpfe sind mehr als braune Pampe, Schmelzkäseschleim, oder Ketchupsuppe und deshalb lasse ich euch ein bisschen in meine Töpfe gucken:
Ein paar Tage vor den Chemotherapien habe ich versucht, so gut es geht meinen „Ausfall“ zu kompensieren. Und deshalb habe ich vorgesorgt und vorgekocht.
Viele meinen es gut, und bringen Hühnerbrühe vorbei- die empfehle ich als Basis erst einmal nicht, weil sie für die Menge an Magensäure ein bisschen zu fettig und schwer verdaulich ist.
Besser: Als Basis für den Eintopf Tee verwenden.
Tee? Ja! Ganz genau gelesen. Kräutertee, um genau zu sein.
Linsen oder Bohnen in leichtem Fencheltee gekocht sind ein Gamechanger.
Wenn ihr Hülsenfrüchte verwendet (die ich wegen der Proteine und Ballaststoffe sehr empfehle!), dann gebt zum Ende hin ein wenig Natron ins Kochwasser.
Es macht die (zugegeben blähenden) Zutaten viel verdaulicher.
Alle Zutaten passt ihr eurem Geschmack und eurem körperlichen Bedürfnis an.
Ein großer Mythos bei Eintöpfen ist ja, dass man – obwohl der Name es eigentlich sagt- nicht zwingend in einem Topf gekocht werden muss.
Du kannst ihn durch Beilagen (Gebäck, separat gereichten Kartoffeln, oder Reis) ergänzen, oder mit frischen Zutaten toppen
(ich sage nur: Avocado, oder ein gekochtes Ei, oder wer mag- Sprossen).
Denke daran, dass du mit Konsistenzen spielen kannst.
Geraspelt, gewürfelt, zerstampft, zerkocht, knackig, roh, im Ganzen, in Stiften, Scheiben oder als Saft- je noch körperlicher Verfassung, Geschmack der Vorliebe.
Ein Beispiel für einen leichten und frischen Eintopf- den ich immer gern nach der Chemo gegessen habe:
Karotten und eine helle Gemüsesorte meiner Wahl.
Ich nehme meistens Petersilienwurzel.
(Beide Zutaten sind recht neutral und gekocht sehr gut verdaulich)
Ist das Gemüse weich, dicke ich die Brühe etwas an.
(ein halbes Glas kaltes Wasser mit 1 EL Mehl verrühren und in die kochende Flüssigkeit geben) , mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft würzen und Dill dazugeben.
Wenn du magst und verträgst kannst du mit einem (Ersatz-) Milchprodukt noch etwas Sämigkeit erzeugen.
In einen tiefen Teller gebe ich Kartoffelstampf, gieße die Suppe drüber.
Meine Mutter hat immer noch Klösschen dazugegeben.
Auch eine gute Kartoffelsuppe ist eine Wohltat für Mund, Magen und Po.
Ihr könnt statt Würstchen auch gepickeltes Gemüse als Topping nutzen, oder fermentiertes Gemüse
(rote Beete Konserven bestehen manchmal aus fermentierten Knollen und sind sehr gut wie die Darmflora).
Und wenn es wieder etwas besser geht, lasst euch eure Hühnersuppe schmecken (und verfeinert mal mit Anistee, Ingwer, Kardamon, Zimt), raspelt rohes Gemüse rein und ergänzt das Fleisch mit Nudeln, Sprossen, Reisnudeln und Kräutern.
Yummi!
Ihr könnt pürieren, zum Teil pürieren, ihr könnt mit Butter nachjustieren, wenn es darum geht, dass ihr an Gewicht zunehmen müsst, oder Gemüse zulegen, wenn ihr aufs Gewicht achten müsst. Ich kann euch nur empfehlen, euch kreativ auszutoben und den Eintopf wieder in die Küche einziehen lassen- und vor allem auf eure Bedürfnisse zur hören.

Wisst ihr- das A und O ist während der Therapie das eigene Wohlbefinden.
Das körperliche und das Geistige noch mehr.
Ernährung sollte kein Instrument der Geißelung sein und keinen Druck ausüben, sondern gesundes, warmes und Wohltuendes Soulfood sein.
Und wisst ihr, was meine Lieblingsessen sind?
Stullen und Eintöpfe.
Sie schmecken nach purer Liebe, weil du in der Regel nur von denen eine Stulle bekommst, die dich lieben und die genau wissen was du magst, verträgst und worüber du dich freust.
Und mit Eintöpfen ist es irgendwie genauso 😉
Guten Appetit.
Schätzt du meinen Content und hast du dir vielleicht schonmal gedacht:
„Mensch, für die Mühe würde ich ihr aber gern mal einen Kaffee ausgeben?“
Das geht- schau mal vorbei in meiner Kaffeekasse. Vielen Dank!

Da gebe ich Die Recht, Eintopf ist was Tolles und auch ohne Rezept gut zu ‚bewerkstelligen‘. Leider kenne ich viele Leute, die eben genau dies nicht mehr können, dieses ‚freestyle‘ kochen wie es meine Oma noch konnte, oder besser gesagt können hat müssen, weil als Bauersfrau in den Bergen, in den 50-er Jahren, mit 6 hungrigen Knaben, nicht immer alles so ratzfatz verfügbar war und deshalb Improvisationstalent angesagt war. Was diese Frau auch alles eingemacht hat (sie hatte keinen Tiefkühler…) unglaublich. Sie hat fermentiert, eingeweckt, eingekocht gedörrt und und und… Ich habe einen ihrer ‚Vorratsschränke‘ geerbt, der steht nun in meinem Keller und wird immer wieder mit selbstgemachten Sachen von mir befüllt und jedes Mal wenn ich diese Schranktüre öffne denke ich an sie.und hoffe, dass sie lächelnd auf mich hinunterschaut.
Ich verstehe auch nicht, wieso wir teure Goji-Beeren einfliegen lassen müssen, wenn wir doch hier Heidelbeeren haben (die Wilden aus dem Wald), welche den Goji-Beeren ebenbürtig sind, nur Pflücken müssen wir sie selber von Hand, ist halt mühsam, aber das Erlebnis diese Beeren danach in irgendeiner Form zu geniessen ist für mich unbezahlbar.
Und für mich galt während der Chemotherapie: alles was irgendwie schmeckt, kann gegessen werden, viel war es nicht und da war es mir ehrlich gesagt egal, ob gesund oder nicht!
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Das hast du absolut schön geschrieben- und absolut recht. Wir haben viel verlernt- aber ich zähle darauf, dass es wieder zurück kommt ♥️
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