Das ist Geraldine, das Instagrammer Fullemaedchen.
Vielleicht kennt ihr sie schon, so sind wir zusammen in meinem Monatsrückblick September zu lesen.
Geraldine kommt aus Kassel und unser Schnack zeigt uns mal wieder ganz deutlich, wie viele Facetten diese furchtbare Krankheit eigentlich hat.
Geraldine und ich sind die Frauen mit der Extrawurst, die wir demnächst mit ein bisschen „Kiezmische“ nachspülen müssen. Hin und wieder bleibt uns nämlich noch ein Stück davon im Halse stecken.
Alles sagt sich so leicht im Rückblick, aber wir haben Tränen geweint und uns Trost und Halt versprochen. Immer.
Glücklicherweise haben wir in dieser Zeit auch Tränen gelacht, denn ansonsten wäre dieses Interview wohl nicht zu Stande gekommen.
Geraldine, Puppe. Lass mal schnacken!
Du hattest keine klassische Brustkrebsdiagnose, denn du hattest keinen Primärtumor. Wie hast du entdeckt, dass du Brustkrebs hast?
Das stimmt. Ich hatte winzige, nicht tastbare befallene Lymphe in der Brust. An einem Wochenende ist ein Lymphknoten (an der Seite zwischen Brust und Achsel) innerhalb kürzester Zeit stark angeschwollen und ich bin dann zum Hausarzt und Gynäkologen gegangen.
Bei der Mammographie hat man auch nichts auffälliges erkennen können.
Im Brustzentrum wurde dann eine Stanzbiopsie von dem Lymphknoten unter dem Arm und in der Brust entnommen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt das es Krebs ist.
Vier Wochen zuvor bin ich mit meinen Mädels den MuddyAngelRun 2017 gelaufen, ich war fit, glücklich uns sehr zufrieden mit meinem Leben.
Eine Woche später war das Ergebnis da. Triple negativ, wie du und außerdem befallene Lymphe, wahnsinnig schnelle Zellteilung und G3.
Nach der Diagnose wird man von einer gesunden Frau zur Patientin.
Wie bist du damit umgegangen?
Ich hatte unsagbare Angst meine Kinder nicht aufwachsen zu sehen.
Das ich sie nicht mehr lang durch ihr Leben begleiten werde. Mein Sohn würde sich an mich erinnern können, meine Tochter nicht. Darüber habe ich ständig nachgedacht.
Wem gibt diese Krankheit das größere Päckchen mit? Ich hab versucht zu atmen und nicht durchzudrehen, habe nachts meinen Mann geweckt, der mich dann festgehalten hat.
Oder meine Mutter, die hat mich bei jedem Arztbesuch begleitet, das hat mir wahnsinnig viel Sicherheit gegeben.
Hatte die Diagnose Auswirkungen auf dein weibliches Körpergefühl?
Ich hab in den ersten Wochen glaube ich gar nichts gefühlt.
Nach der Mastektomie habe ich mit dir und Merle meine alte Brust beweint.
Die neue fühlte sich nicht nach mir an. Ich musste mich daran erst einmal gewöhnen.
Mittlerweile bin ich das jetzt wieder.
Was bedeutet Stress für dich?
Mit einer Situation überfordert zu sein. Oftmals auch Angst vor Situationen die ich nicht beeinflussen kann. Nachsorgen. Zu wenig Schlaf. Nicht genug Alltagsmomente.
Du steigst gerade wieder in deinen Beruf ein. Wie fühlt es sich an, wieder „zurück“ zu sein?
Ein bisschen wie nach Hause kommen. Vertraut und schön.
Ich hab wahnsinnig tolle Kollegen, den schönsten Arbeitsplatz der Welt
und einen super Chef und Freund.
Klingt kitschig, is aber so.
Du wurdest mehrfach operiert und danach bestrahlt- was waren deine Geheimtips?
Viel frische Luft. All das machen was gut tut.
Sich mit Glücksmomenten und Alltagsdingen aufladen.
Ein Schlüsselmoment- wann hattest du einen glücklichen Moment?
Was war das für ein Ereignis?
Du meinst in dem Jahr „krank sein“? Ach da hatte ich so viele!
Meine Mama – wenn ich von den Ops aufgewacht bin, oder wie sie mich nach jeder Chemo ins Bett gebracht hat.
Nach der ersten OP krebsfrei zu sein.
Meine Familie – besonders meine Kinder und mein Mann, Auszeiten am Meer zwischen den Behandlungen.
Die Reha in Grömitz und das Treffen bei dir im Garten.
Meine Freundin, die mich jeden Sonntag zum Laufen abgeholt hat – egal wie es mir ging.
Einer der schönsten Momente war auch wie du und Merle mit Nina und Erna vor meiner Tür gestanden habt, vor meiner letzten Chemo. Ich hasse Überraschungen, aber die war so großartig und wir haben bis tief in die Nacht gequatscht.
Unser Schlammlauf in Hamburg! Meine beste Freundin ist ebenfalls an Brustkrebs erkrankt, wir sind seit über 25 Jahren befreundet. Gestern hatte sie ihre letzte Chemo und ich auf der gleichen Station meine letzte OP.
Das war auch sehr bewegend und ein schöner Moment.
Ich kann das alles gar nicht aufzählen.
Ich hab so viele gute Momente und Erlebnisse. Und es kommen hoffentlich noch so viele mehr.
Ich kann’s kaum erwarten. Ich bin nämlich nicht sehr geduldig wie du weißt.
Wie gehst du mit Ängsten um?
Ich versuche rational darüber nachzudenken und zu atmen. Manchmal räume ich dann auf oder gehe laufen. Ich gehe regelmäßig zur Nachsorge.
Soundtrack deines Lebens- welcher Song hat dich begleitet?
Hotel California wird mich immer an meine Hochzeit erinnern. Rückenwind und zusammen an meine Chemo-Zeit.
Aktuell ist es Ein Tag am Meer der schönste Geburtstag meines Lebens und why so serious – das verbinde ich mit unserem Sommer, mit dir und Merle.
Und an unsere gemeinsame Zukunft.
Dein Lieblingshashtag?
#rückenwind #zusammenalt #ichhabemeineposseebeimir #dashiersinddiegutenzeiten #liebe