Monatsrückblicke

2017 Dezember Just married

Wenn die Hochzeit der schönste Tag im Leben sein soll, dann wollen wir niemals heiraten.

Wer von uns die Idee hatte und ob es pragmatische, oder romantische Gründe gab- von allem war etwas dabei.

Eine Hochzeit hatten wir immer wieder im Sinn, aber in jenem Dezember wollten wir es unbedingt. Es tat gut, dieser Aktionismus und der Wille in eine gemeinsame Zukunft zu blicken.

Unsere Hochzeit sollte am 19.12.17 stattfinden. Etwas mehr als zwei Wochen Zeit für die Planung. In diesen zwei Wochen sollte ich noch einen Port eingesetzt bekommen, meine erste Chemotherapie haben und um meine Haare bangen. Diese würde ich nämlich verlieren, das stand fest. Ich wollte aber noch mit langen Haaren heiraten- das wollte ich dem Krebs nicht überlassen.

Ich war so sehr mit der Planung der Hochzeit beschäftigt, dass ich verhältnismäßig wenig Zeit hatte, mich mit dunklen Gedanken runterzuziehen. Klar, ich hatte Kummer, aber zwischen Anmeldung zur Eheschließung, der Suche nach dem Standesamt, Bekleidung für uns drei, Ablauf, Einladungen, Plätzchen backen, Weihnachtsmärchen, Weihnachtsbaum schmücken, Weihnachtsgeschenke besorgen und einpacken, hatte ich glücklicherweise wenig Gelegenheit ans Sterben zu denken.

So ging ich eine Woche vor der Trauung zu meiner ersten Chemotheraphie. Gefühlte zwei Taschen mit Decken, Brotdosen, Getränken, Kissen und sämtliche Unterhaltungsmedien begleiteten mich.

Wider Erwarten war es nicht so spektakulär wie gedacht. Es war sogar ziemlich langweilig. Es stellte sich eine Flauigkeit ein, die sich ein bisschen nach Seekrankheit anfühlte. Oder nach einer Party. Aber ohne Party- nur der Kater. Nach einer Woche ging es mir wieder gut und das passte uns ausgezeichnet: Es war unser Hochzeitstag.

Unsere Hochzeit war wunderschön und sehr emotional. All unsere Lieben sind gekommen und wir heirateten in der Geburtsstadt meines Mannes. Vor 42 Jahren, auf den Tag genau, saßen meine Schwiegereltern auf den selben Stühlen und gaben sich das Jawort.

Nach der Trauung besuchten wir das Grab meiner Schwiegermutter. Ich legte ihr meinen Brautstrauß aufs Grab und bat sie, auf uns aufzupassen. Wenn es etwas zwischen Himmel und Erde gibt, bin ich mir sicher, dass sie es richten wird. Sie selbst starb an Krebs und hinterließ eine trauernde Familie. Ich bat sie sehr über uns zu wachen.

Nach der Trauung fuhren wir zu unseren Freunden. Sie öffneten ihr Restaurant für uns und wir verbrachten schöne Stunden und wurden verwöhnt. Er und ich. Ein Ehepaar 💕

Es war ein schöner Tag. Am Abend löste ich meine Hochsteckfrisur. Und als ich dabei einen Büschel Haare in der Hand hielt, holte es mich doch wieder ein.

Ich habe Krebs und jeder würde es sehen. Es ging los.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s