Wie es manchmal so ist und sein muss, war ich zur Kontrolle bei meinem Gynäkologen. Ganz offen gesagt, denn wir sind ja hier unter uns, war ich auf dem Weg dorthin, damit er meinen Unterleib untersucht. Seit Monaten bemühte ich mich um eine Spirale, aber diverse Zysten ließen es bisher nicht zu. Was blieb mir übrig? Ich musste also hin und wieder hin und hoffen, dass der richtige Zeitpunkt zum Einsetzen gekommen ist.
Als ich schließlich dort saß und wir besprachen, wann ich zur nächsten Sichtkontrolle gehen konnte, sprach mich mein Arzt an, dass ich mit meinen 30 Jahren nun regulär zur Brustkrebsvorsorge kann. Und nun sei ich ja schon da…..?
Nun gut. Ich stand nun da meine Arme zur Seite gestreckt, und bemühte mich aus dem Fenster zu starren (das es nicht gab). Er tastete mit seinen Fingern Quadratzentimeter für Quadratzentimeter meiner Brust ab.
Für mich hat eine Brust nicht direkt eine anatomische Funktion. Sie ist da, damit ich mein Kind ganz fest dran drücken kann, um es zu trösten, wenn es traurig ist. Zum Knuddeln und Herzen und auch dafür, mir in schöner Wäsche mein Dekoltee zurechtzuzuppeln und… ich wisst schon. Brust steht für mich für Liebe- für meine Familie. An diesem Tage zuppelte mein Arzt dort emotionslos und fachlich in Latexhandschuhen herum.
„Sie haben eine wirklich große Brust“, befand er. „Und in ihrem Alter ein sehr dichtes Brustdrüsengewebe“. Ich wollte mich schon über ein solches Kompliment freuen- ich dachte ehrlich gesagt, dass er mir holprig sagen wollte, dass alles Bestens wäre.
„Ich empfehle Ihnen deshalb eine sonographische Untersuchung. Im Rahmen der Vorsorge übernehmen das die Krankenkassen aber nicht“
Was mich dazu bewog, diese Untersuchung zu machen und zu bezahlen weiß ich heute nicht mehr.
Aber ich lag ein bisschen nervös auf der Untersuchungsliege und fragte mich, ob ich den Ultraschall- Glibber rückstandslos von meinem Oberkörper bekäme. Denn ich hatte eine schwarze Bluse mit und musste im Anschluss ins Büro. Zeit um ein Fleckeninferno auszuwechseln hatte ich eigentlich nicht. Was der Arzt nach einigen Minuten zu mir sagte, könnt ihr euch sicher denken. Seine Miene war der eines Pokerspielers würdig. „Alles in Ordnung! Bis zum nächsten Jahr!“
Ich weiß noch, wie erleichtert ich war und wie ich mit sauberer Bluse aus der Praxis hüpfte. Leider weiß ich auch, dass ich diese Erleichterung im Zusammenhang mit Krebs nie wieder spüren werde.