Die folgenden Wochen stand ich neben mir. Obwohl ich gedanklich meine Familie an meinem Grab weinen sah, schaffte ich es, weitere Termine zu vereinbaren.
Überall liest man, dass Frauen sich frohen Mutes in den Krebskampf begeben haben. Das war bei mir nicht so. Ich fiel erstmal in ein tiefes und dunkles Loch.
Ich las das halbe Internet leer. Sehr aggressiver Krebs, schlechte Prognosen, und ob man denn an ein Patientenverfügung gedacht habe? Erstaunlicherweise hatte ich keine Angst vor meinem Leid. Ich hatte Angst, dass meine Lieben leiden würden und davor, dass mein Kind ohne mich aufwachsen müsste. In einer solch dunklen Stunde bat ich meinen Mann: „Niemals soll mein Kind mich leiden sehen. Ich möchte nicht zu Hause vor den Augen meines Kindes sterben. Bitte bringe mich so schnell wie es geht in ein Hospiz“.
So wie ich es sagte, meinte ich es auch. Ich dachte viel über den Prozess des Sterbens nach. Widerwillig, denn streng genommen hatte ich überhaupt keine körperlichen Beschwerden, die auf eine potentiell tödliche Erkrankung hinwiesen. Ich fühlte mich so gesund wie eh und je. Es war so surreal.
Schnell suchte ich mir ein Brustzentrum heraus, die mich durch die Erkrankung auf jeder Ebene begleiten sollten.
Als ich da war, da spürte ich zum ersten Mal ein Netz, das mich auffing und es tat unheimlich gut.
Zum ersten Mal hörte ich jemanden sagen: „Paulina, es wird nicht gestorben. Jetzt wird nicht gestorben. Jetzt schauen wir, dass wir Sie gesund bekommen“, es waren die Breast-Care-Nurses, die von da an alle Termine vereinbarten, damit ich möglichst schnell mit meiner Chemotherapie beginnen konnte. Ich wurde von Kopf bis Fuß untersucht und Metastasen konnten nicht nachgewiesen werden. Ich schöpfte wieder Hoffnung.
Diese Hoffnung hält bis heute an.